Unsere Motivation

Diese Webseite kam zustande mit der Hilfe einiger wunderbarer Menschen. Da wäre zum einen meine Ehefrau, die als amerikanische Literaturwissenschaftlerin rege beteiligt ist an den englischen Übersetzungen unserer Herstellerartikel. Und dann sind da einige Freunde, mit denen schon die eine oder andere Flasche Absinth in gemütlicher Stimmung geöffnet und getrunken wurde, was zu angeregten Diskussionen über Absinth in allen seinen Facetten führte.
Aber, Hand aufs Herz, wenn wir auf unserer Webseite von "uns" sprechen, bin das eigentlich in erster Linie ich.

Warum eigentlich Absinth?

Mein Interesse für Absinth fand seinen Ursprung, wie wahrscheinlich für einige von uns deutschen Absinthgenießern, in einer Begeisterung für die Gothic-Subkultur. Meine ersten Erfahrungen mit Absinth wurden hier in gründlicher Unwissenheit gemacht. Beeindruckt und beeinflusst vom historisch anmutenden Produktmarketing osteuropäischer Hersteller, der Darstellung unauthentischer Trinkkultur und Falschinformationen in diversen Hollywood-Filmproduktionen, und den populären Pseudo-Absinthen in Szenebars, hatte ich die längste Zeit keinen Anlass, die Authentizität der modernen Absinthkultur zu hinterfragen. Wie für viele andere war es für mich das normalste von der Welt, meinen vermeintlichen Absinth mit brennendem Zucker zuzubereiten. Und wenn mich jemand gefragt hätte, warum die Plörre keinen Louche-Effekt aufweist, hätte ich zurückgefragt: "Louche? Was ist das denn?"

Absinth in Prag: mehr Schein als Sein

Das alles änderte sich während einer Urlaubsreise, die ich mit meiner Frau in der traumhaften Stadt Prag verbrachte. Damals war ich in dem weit verbreiteten Glauben, dass die Tschechische Republik und insbesondere Prag das Absinth-Mekka der Gegenwart sind. Da die Auswahl der verschiedenen Produkte so überwältigend groß war, wollte ich mich vor einem Kauf gründlich im Internet informieren, welche der vielen in Prag erhältlichen Absinthsorten qualitativ empfehlenswert sind. Und um so länger ich recherchierte, desto klarer zeichnete sich ab; der überwältigende Großteil des Massenmarkts der als "Absinth" bezeichneten Spirituosen in Prag sind nicht viel mehr als eine klassische Touristenfalle. Unauthentische Produkte, die kaum etwas gemein haben mit dem Absinth, der vor über 100 Jahren während der Belle Époque in der Pariser Boheme getrunken wurde. Billig in der Herstellung, überteuert im Verkauf, irreführend im Marketing. So verbrachten wir dann also unseren Urlaub in Prag ohne Absinth (was übrigens nichts daran änderte, dass diese Urlaubsfahrt eine der schönsten war, die wir bis jetzt gemacht haben).

Wieder Zuhause angekommen war meine Wissbegierde geweckt, und ich verbrachte einige Zeit mit der Suche nach akkuraten Informationen über Absinth. Seine Geschichte, seine Herstellung, die Gründe für das Verbot und die Aufhebung dessen, und die Unterschiede moderner Pseudo-Absinthe zum historischen authentischen Absinth. Auf diesem Wege entdeckte ich den Webauftritt der "Wormwood Society", eine US-amerikanische gemeinnützige Gesellschaft, die historische und wissenschaftlich stichhaltige Informationen über Absinth bereitstellt. Bis heute ist mir noch kein Internetarchiv untergekommen, das so umfangreich und seriös alle wesentlichen Informationen über Absinth abdeckt.

Paris: eine neue Hoffnung

Wenige Monate später nutzte ich einen Wochenendtrip nach Paris für das Aufsuchen des Absinth-Fachgeschäfts "Vert d'Absinthe", um hier dann endlich meinen ersten authentischen, destillierten, nach historischen Methoden hergestellten Absinth zu kaufen.

Am darauffolgenden Wochenende öffneten wir die Flasche im Rahmen eines stimmungsvollen Abends mit Kerzenlicht, Musik der Belle Époque, und passendem Filmprogramm. Das Probieren des Absinths bestätigte nicht nur den krassen Unterschied in Geschmack und Qualität zu den minderwertigen anisfreien Pseudo-Absinthen, die ich oft in Szenebars probierte. Meine Erwartungen wurden so weit übertroffen, dass ich schnell einsehen musste dass authentischer Absinth nicht einfach nur "irgendein Schnaps" ist, den man in der nächstbesten Kneipe runterkippt, sondern eine Edelspirituose, die man vorbehaltlos als echte Delikatesse bezeichnen kann.

Die Geburt einer (vorwiegend) grünen Webseite

Dieses Aha-Erlebnis inspirierte mich nach einiger Überlegung zum Erstellen einer informativen deutschen Webseite über Absinth, mit der ich anderen Interessierten die lange und verwirrende Reise zum authentischen Absinth verkürzen möchte. Mit dem Hintergrund meiner beruflichen Ausbildung zum Fachinformatiker war der technische Aspekt der Umsetzung der Webseite kein wesentliches Problem. Eine größere Herausforderung war die gestalterische Umsetzung, und das Schreiben der Artikel. Um interessierte Besucher nicht zu überfordern, will ich die präsentierten Informationen kurz und bündig halten, aber trotzdem alle wesentlichen Fakten zusammentragen, damit FeeVerte.de ein umfassender Einstiegspunkt in die "echte" Welt des Absinth ist, der keine Alternativen braucht.
Ich denke, das ist mir mit dem gegenwärtigen Stand der Webseite schon recht gut gelungen. Aber natürlich betrachte ich meine Arbeit noch lange nicht als beendet. Zum einen überfliege ich die Artikel in regelmäßigen Abständen, um gegebenenfalls kleine Korrekturen und Ergänzungen hinzuzufügen. Zum anderen bemühe mich weiterhin, mehr Artikel über Absinthproduzenten zu schreiben - was nicht unbedingt einfach ist, da sich die Vermutung aufdrängt, dass sich einige Hersteller durch meine direkten Fragen bezüglich der politischen Situation der Absinth-Produktdefinition abgeschreckt fühlen.

Dieses direkte Ansprechen kontroverser Themen halte ich für notwendig, da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie irreführend der gegenwärtige Markt sein kann. Besonders wenn man gutgläubig darauf vertraut, dass auch wirklich "Absinth drin ist, wenn Absinth drauf steht".

Bin ich jetzt endlich auch ein Experte?

Ich bin kein herkömmlicher Absinth-Experte, der aus wirtschaftlichem Interesse als Händler und/oder Produzent gezieltes Marketing betreibt. Auch das Schreiben von Rezensionen überlasse ich gewöhnlicherweise den Experten, da ich zwar durchaus auf ein gewisses Repertoire einiger Verkostungen zurückblicken kann, aber mein Gaumen sicher nicht auf Weltniveau die feinsten Nuancen der exotischsten Ingredienzen identifiziert.
Ich bin vor allem ein ganz gewöhnlicher Absinth-Liebhaber, der versucht seinen Beitrag dazu zu leisten, dass sich die deutsche Marktsituation bessert und andere Interessierte, die noch nicht besonders gut informiert sind, einen schnellen und leichten Einstieg in die Welt authentischen Absinths finden. Meine Hoffnung ist, dass authentischer Absinth nicht nur einem elitären Club von aufgeklärten Absintheuren vorbehalten bleibt, sondern irgendwann auch für den Neuesten unter den Absinth-Neulingen schnell zum Begriff wird. Und dass die Nachfrage nach echtem Absinth so weit zur Selbstverständlichkeit wird, dass Pseudo-Absinthe weitgehend vom deutschen Markt verschwinden.

Inzwischen ist für mich Absinth nicht nur ein exquisiter Aperitif. Authentischer Absinth repräsentiert eine Epoche der jüngeren europäischen Geschichte, die geprägt war durch beschwingte Lebensfreude und der allgegenwärtigen Bereitschaft, die innewohnende Schönheit in den banalsten Alltäglichkeiten zu erkennen und zu zelebrieren. Die Kunst, die Musik, die Literatur, und ja, auch der Absinth der Belle Époque sind Zeitzeugen, in deren Genuss wir heute noch kommen können. Vielleicht auch, um der Beschleunigung unserer hochtechnologisierten modernen Lebensweise entgegenzuwirken, ab und zu für eine kurze Weile innezuhalten, und der innewohnenden Schönheit kleiner Augenblicke ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Im Laufe der Zeit wandelte sich also mein moderates Interesse in eine Leidenschaft. Alle paar Monate gönne ich mir die Anschaffung einer Flasche, die gemäßigt über einen längeren Zeitraum aufgebraucht wird. Inzwischen habe ich diverse Produkte der renommiertesten Destillerien probiert, und persönliche Vorlieben haben sich deutlich ausgeprägt. Der Höhepunkt meiner bisherigen Verkostungen war eine Probe des originalen historischen "Absinthe Romans", der von Experten als einer der besten erhaltenen originalen Absinthe eingeschätzt wird.

Das Pariser Fachgeschäft ist inzwischen übrigens leider geschlossen, die geplante zweite Wallfahrt zu diesem Geburtsort meiner Leidenschaft für authentischen Absinth wird also keine Realität mehr werden. Aber auch heute noch kann man den Absinth kaufen, den ich seinerzeit als kostspieliges Souvenir aus Paris mitbrachte. Und so wird der "La Désirée" wahrscheinlich noch lange einer meiner liebsten Absinthe bleiben.

- Dennis Klebe